Letzte Woche habe ich bei Instagram gefragt, welche Scheißjobs der Woche ich mal verbloggen soll und da schrieb eine von Päckchen-Empfänger und eine andere von Paketboten. Also gibt es den Scheißjob dieser Woche mal aus der Sicht eines Päckchens. Viel Spaß beim Lesen!

 

Päckchen verschicken ist nicht schwer…

…Päckchen empfangen oder ausliefern dagegen anscheinend sehr. Ich sachet dir, was ich als Päckchen alles zu hören kriege oder miterlebe… Das kann ich auch nicht immer alles runterschlucken, bin ja kein Mülleimer – also, nicht immer. Deswegen werde ich jetzt mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern – das bin ich ja manchmal auch…

Irgendwie scheint es nie so recht zu glücken mit meinen Auslieferern und meinen Empfängern. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schwer: Der eine will mich dringend haben, der andere will mich dringend los werden. Wären da nicht die Tücken der menschlichen Reaktionsfähigkeit, die Tücken der Technik und die Tücken des Zeitdrucks. So entstehen immer wieder Situationen mit denen eigentlich keiner so richtig zufrieden ist, außer vielleicht die Paketfirmen, die mit dieser Strategie richtig Kohle machen. Hab ich gehört. Weil sowohl die Auslieferer als auch die Empfänger irgendwie die Leidtragenden sind, will ich mal beide Seiten beschreiben. Zuerst der…

…gemeine Empfänger

Der gemeine Empfänger fühlt sich gehetzt, sowieso und überhaupt und immer. Wenn der nämlich nicht unverzüglich (binnen 30 Sekunden) an der Tür erscheint, bin ich schon wieder auf dem Weg zum Paketauto und der berüchtigte „Empfänger nicht angetroffen“-Zettel flattert durch den Türschlitz. Und das obwohl der Empfänger quasi die Türklinke in der Hand hat… wurde mir alles schon berichtet. Hat der Zusteller genug Atem um auf den Empfänger zu warten, geht die Hetze für den Empfänger weiter. Da lauert dann nämlich noch die Unterschrift. Der Empfänger ist meist irgendwie bestrebt seinen Namen annähernd leserlich auf dieses Unterschriftendings-Gerät zu kritzeln. Wobei das eigentlich total dämlich ist, denn lesen kann das sowieso kein Mensch.

Oft genug motzen die aber auch, weil die Zusteller sich gar nicht erst die Mühe machen zu klingeln. Also das kriege ich als Päckchen dann natürlich nicht sofort mit, weil ich dann ja erstmal wieder in den Bulli gesperrt werde oder an irgendeinen muffigen oder zugigen Ablageort, wenn es dafür eine Vereinbarung gibt. Meine Besitzer erzählen sich das nur später immer sehr ausführlich und aufgebracht. Dass sie den Paketboten oder das Auto gesehen haben, wie der an der Tür stand und einfach nur die Postkarte mit meinem „Save the Date“ eingeworfen hat, und das OBWOHL SIE ZU HAUSE WAREN.

Irgendwie ist so ein Empfänger aber auch selbst Schuld. Die wollen mich ja auch immer so schnell wie möglich haben. Am besten heute bestellt und gestern geliefert, so nach dem Motto. Da müssen sie eben in den sauren Apfel beißen, dass das bei Anderen genauso ist. Dass die Zusteller mindestens genauso gehetzt beim Ausliefern sind, wie sie beim Empfangen. Da wären wir dann auch schon beim Gegenpart:

Dem gemeinen Zusteller

Der gemeine Zusteller ist gehetzt, ständig und sowieso und immer. Weil so viele von uns Päckchen verteilt werden wollen, an einem Tag! Weil der Empfänger so elendig lange braucht um an die Tür zu kommen (30 Sekunden). Manchmal kommt es dann tatsächlich auch noch vor, dass die Tür abgeschlossen ist und der Empfänger den passenden Schlüssel erst holen muss. Und der Zusteller scharrt mit den Hufen, weil der gemeine Empfänger doch tatsächlich versucht leserlich zu unterschreiben und dass, obwohl die Unterschrift des Empfängers eh nie zu lesen ist. Warum nicht alle dazu übergeben einfach drei XXX zu machen, ist mir als Paket übrigens ein Rätsel.

Die berüchtigte „Empfänger nicht angetroffen“-Karte in den Briefkasten zu werfen, macht dem Zusteller übrigens nicht wirklich Freude. Ist ihm dabei doch klar, dass sich das ganze Drama am nächsten Tag nochmal abspielen wird. Vernünftig sind ja die Leute, die so eine Ablagedings-Vereinbarung haben. Die Möglichkeit hat aber zum Glück nicht jeder. Denn, wie es mir als Paket dabei geht, einfach so irgendwo hingelegt zu werden, ohne zu wissen, wann ich endlich meinen heißgeliebten Empfänger treffe, interessiert natürlich auch wieder keinen. Aber ich schweife ab.

Kommt dir alles irgendwie bekannt vor, was ich vom Zusteller erzählt habe? Könnte daran liegen, dass es irgendwie auch für beide Seiten die gleichen Ärgernisse gibt. Vielleicht sollte ich als Paket mal für ein bisschen mehr Toleranz auf beiden Seiten plädieren. Und Schuld ist ja sowieso unsere schnelllebige Gesellschaft, bei der alles immer sofort passieren, sofort gekauft und sofort geliefert werden muss. Geduld ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr! Warten und geduldig sein, kann irgendwie keiner mehr. Außer ich armes Paket natürlich, aber das interessiert ja auch wieder keinen.

Herzlichst

Deine JennyPenny