Es gibt da eine Leidenschaft, die „verfolgt“ mich beinahe schon mein ganzes Leben. Denn auch wenn ich viele Erfahrungen gemacht habe, die nicht so schön waren, so lässt sie mich einfach nicht los, die Liebe zu den Pferden.

Die Anfänge und ein Reitlehrer der alten Schule

Schon als kleines Mädchen war ich verrückt nach Pferden. Wie vermutlich noch zigtausend andere Mädels spielte ich im Garten, wie ich meine eigenen Pferde versorge, baute Springparcoure auf und gab den Pferdepostern an meinen Wänden Namen. Erst versuchte ich es mit Voltigieren, reagierte auf die Späne in der Halle allerdings allergisch. Ich konnte und wollte aber nicht locker lassen und ein paar Jahre später durfte ich dann in den Reitunterricht. Ich weiß nicht mehr, wie viele Jahre ich dorthin ging, lange war es jedoch nicht, denn das eigentlich Schöne wurde schnell zur Qual. Der Reitlehrer war ruppig, laut und weder zu uns noch zu den Pferden sonderlich nett. Damals war das halt so, trotzdem ging ich dank ihm mit Bauchschmerzen zum Unterricht. Eines Tages ging mein Pferd in der Halle durch, ich rutsche runter, wurde zwischen Bande und Pferd gedrückt und auf dem Boden liegend dann noch von einem Hinterhuf am Bein erwischt. Die Verletzungen waren nicht dramatisch, aber der Schock saß tief. Der Reitlehrer war sauer und anstatt mich wieder drauf zu setzen, sollte ich mich in die Hallenmitte stellen, da die Stunde eh gleich vorbei sei. Von da an, war es vorbei mit der Freude am Reiten und die Angst wurde mein ständiger Begleiter. Oft ging ich danach nicht mehr hin und ließ es für viele Jahre irgendwann ganz sein.

Angst hat man nicht zu haben

Immer wieder zog es mich zu den Pferden hin. Nie traf ich dabei so wirklich auf einen Reitlehrer oder Pferdebesitzer, der Verständnis für meine Angst hatte oder gewillt war, mich behutsam an das Thema Reiten wieder heranzuführen. Zum Reitunterricht geht man schließlich um das Reiten zu lernen und nicht um therapiert zu werden, das wäre ja noch schöner. Angst hätten ja alle, da setzt man sich drauf und gut ist.

Für mich war aber klar, dass ich das so nicht will. Also wieder Pause. Immer so halb auf der Suche, nach dem richtigen Pferd, aber auch nach dem richtigen Besitzer, der die Dinge ähnlich sah wie ich. Ich wusste, meine Angst kann ich nur überwinden, wenn ich dem Pferd vertraue. Vertrauen lässt sich aber nicht durch Reiten alleine aufbauen. Dazu gehört so viel mehr und dieses so viel mehr, wollte ich dem Reiten voranstellen, bis eine gemeinsame Basis des Vertrauens geschaffen war.

Trotzdem machte ich erstmal weiter und dann kam der nächste filmreife Pferdeabwurf. Dieses Mal nicht ganz so glimpflich mit einer angebrochenen Schultergelenkpfanne. Danach hatte ich sogar Panik, wenn ich ein Pferd nur beim Grasen am Strick hielt.

Ein wahrer Glücksgriff

Mein Vertrauen in Pferde und auch in mich selbst war vollkommen zerstört. Dennoch überkam mich jedes Mal Wehmut, wenn ich Pferde sah. Irgendwo musste es das doch geben, Menschen mit der gleichen Einstellung zu Pferden, wie ich sie habe und ruhige Pferde, die dem Menschen vertrauen und nicht bei jedem Pieps durchknallen.

Von einer Arbeitskollegin erfuhr ich schließlich von einer Reitlehrerin, die auch Reittherapie anbietet und ich wollte es unbedingt versuchen. Ruhige Pferde waren mir wichtig, Therapiepferde also genau das Richtige. Ich traf sie und ihr Pferd Pedro und es war ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick. Ich startete ganz am Anfang und verlor Schritt für Schritt meine Angst und gewann Vertrauen. Ein echter Glücksgriff. Als die Granate dann da war, war erstmal wieder Schluss mit Reiten, denn zu den Zeiten zu denen ich zu Pedro hätte gehen können, hatte ich keine Kinderbetreuung. Also wagte ich meine letzte private Reitbeteiligung. Das Pferd war toll, ein Kaltblüter und ein Mordsviech, aber irgendwie stimmte die Chemie zwischen uns. Alles andere drum herum eher weniger. Innerhalb kürzester Zeit zwei Besitzerwechsel, die Geburt vom Kampfzwerg und schließlich zog die neue Besitzerin mit ihrem Pferd weg.

Nie wieder Reitbeteiligung

Für viele mag es furchtbar übertrieben klingen, aber ein bisschen brach es mir das Herz. Wieder hatte ich mein Herz an ein Pferd gehängt, hatte mir eine Beziehung erarbeitet und vertraut und wieder musste ich mich trennen, als würde das alles nichts bedeuten. Von da an schwor ich mir, nie wieder Reitbeteiligungen anzunehmen. Das nächste Pferd, dem ich mein Herz schenke, sollte mein eigenes sein.

In den ersten zwei Jahren als Zweifachmutti war ans Reiten auch gar nicht zu denken. Klar freute ich mich, wenn ich mit den Kindern zum Kinderreiten ging und ein wenig machte mir die Sehnsucht auch das Herz schwer, aber es erschien mir alles zu kompliziert. Irgendwas in mir sträubte sich. Die Sehnsucht war aber immer da. Mal mehr, mal weniger präsent. Trotzdem oder gerade deswegen hielt ich mich so gut es ging von Pferden fern. Ich wollte nicht nur irgendein fremdes Pferd streicheln, ich wollte mein eigenes Pferd streicheln und umsorgen.

So langsam sollte ich mal gelernt haben, das Wörtchen „nie“ nicht zu benutzen.

Zurück zum Herzenspferd

Nicht nur die Pferde im Allgemeinen, sondern Pedro im ganz Besonderen lässt mich nicht los. Und so lange, wie ich mich gescheut habe, so plötzlich habe ich mich umentschieden. Noch ist nichts fest, aber ich habe meine ehemalige Reitlehrerin gefragt, ob es irgendwie die Möglichkeit gibt, dass ich mich wieder um Pedro kümmern darf. Erstmal ohne Reiten. Wenn wir von unserem Kurzurlaub wieder zurück sind, wollen wir uns mal zusammensetzen und drüber sprechen, was sich machen ließe. Vielleicht ist es ein Fehler, vielleicht wird wieder etwas dazwischen kommen. Vielleicht versuche ich aber auch einfach mal einen Weg zu finden, wie es trotz schwieriger Umstände (Stichwort neue Arbeitsstelle) weiterlaufen kann und ich mein Herzenspferd nicht mehr vermissen muss.

Frieden finden

Sobald ich beim Pferd im Stall bin, bin ich vollkommen bei mir. Bin vollkommen ruhig, entspannt und zufrieden. Ich kann abschalten, wie nirgendwo sonst, lebe vollkommen im Augenblick und fühle einen inneren Frieden, wie sonst an keinem anderen Ort. Es ist schon erstaunlich, dass es mir so geht, trotz der vielen schlechten Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich kann es auch nicht erklären. Ich weiß nur, dass es ein Glück ist, einen solchen Ort zu haben und, dass das auch der Grund ist, warum es mich immer wieder zu Pferden hinzieht.

Hast Du auch einen Ort oder ein Hobby, bei dem du vollkommen bei dir bist? Lass es mich wissen.

Herzlichst
Deine JennyPenny