Wieder ein Besuch im Zoo und irgendwie herrschte allgemein schlechte Laune. Die Kinder hatten uns nachts mehr oder weniger wach gehalten, wir waren alle übermüdet und gereizt. Da an diesem Tag der einzige richtig schöne Tag im Urlaub sein sollte, beschlossen wir in den Leipziger Zoo zu fahren.
Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass meine Laune nicht die Beste war und mir negative Dinge daher eher aufgefallen sind, aber ich fand einige Erwachsene unglaublich Respektlos meinen Kindern gegenüber. Oft waren es keine großen Sachen, aber es nervte mich schon, wenn die Leute meiner Großen direkt vor die Füße liefen – ihr also durch den Weg liefen, nur um gerade schnell vorbeizukommen. Wobei das ja leider schon fast Standard ist und Erwachsene mit anderen Erwachsenen ebenso umgehen, wieso sollte es da also bei Kindern anders sein.
Richtig aufgeregt und wütend gemacht hat mich allerdings die Aktion von einem Mann mittleren Alters, der anscheinend allein, in Begleitung seiner Kamera (mit Mörderobjektiv) unterwegs war. Wir gingen gerade durch eine elektrische Tür in einen dunkleren Bereich mit Aquarien. Meine Mutter hatte beide Kinder an der Hand (versperrte also ganz klar und unverschämter Weise den Weg – Achtung Sarkasmus), ich lief mit dem leeren Buggy hinterher und meine Patentante mit dem Bollerwagen neben mir. Besagter Mann hatte es anscheinend etwas eilig, denn er drängelte sich schon zwischen mir und meiner Patentante her und dann zwischen mich und meine Mutter. Ab da merkte man seine Anspannung, weil die Olle mit den zwei Blagen keinen Platz machte von Sekunde zu Sekunde steigen. Als sich dann ein winziger Spalt bot, ging er so knapp an dem Kampfzweeg vorbei, dass er ihn von hinten leicht anrempelte. Blöderweise hatte sich die Granate just in dem Moment von Omas Hand gelöst und versperrte ihm erneut den kurz zuvor noch schön freien Weg. Und da man sich als Erwachsener Kindern gegenüber alles erlauben darf, ging er auch an ihr sehr nah vorbei, legte dabei die Hand auf ihren Kopf und dirigierte sie so an die Seite. Irgendwann zwischen dem ersten Rempler und dem „Übergriff“ gegenüber meiner Tochter ermahnte er uns dann noch mit einem „Vorsicht“.
Ich war so perplex und dachte nur „Der hat jetzt nicht ernsthaft gerade meine Tochter an die Seite geschoben!?“, dass mir leider kein fieser Spruch einfiel. Meine Mutter reagierte auf sein „Vorsicht“ wenigstens noch mit einem „Selber“. Dass er sich das zu Herzen genommen hat oder sich überhaupt des No Gos dieser Situation bewusst war, bezweifle ich jedoch sehr stark. Ich war und bin auch immer noch echt sauer. Ich finde, diese Aktion des Mannes war eine unglaubliche Respektlosigkeit meinen Kinder gegenüber. Sicher, Kinder sind manchmal langsam, unentschlossen und stehen im Weg rum, aber das ist noch lange keine Rechtfertigung sie durch die Gegend zu schieben oder anzurempeln, erst Recht nicht, wenn einem diese Kinder fremd sind. Bislang hab ich noch nicht erlebt, dass Leute auf eine freundliche Frage, ob sie einmal vorbeigehen dürften, nicht beachtet worden sind. Warum also dieses unmögliche Verhalten?
Ich glaube, dass in unserer heutigen Gesellschaft bei vielen immer noch der Gedanke festsitzt, dass man Kinder nicht für voll nehmen muss. Ihre geringe Körpergröße trägt dann noch zusätzlich dazu bei, dass manche denken, man könne Kinder einfach so durch die Gegend schieben – sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenem Sinne. Da ist die Hemmschwelle einfach geringer. Das sowas nicht in Ordnung ist, wissen hoffentlich trotzdem die Meisten! Auch wenn gerade Zwei- oder Dreijährige dabei sind zu erkennen, dass sie einen eigenen Willen haben, der auch durchgesetzt werden will, ist es wichtig – und in meine Augen selbstverständlich – diesen zu respektieren und, soweit es möglich ist, zu akzeptieren.
Meine Große hat die „Handgreiflichkeit“ des Mannes zwar nicht gestört, vielleicht war sie ein wenig irritiert, aber sie ist ja gerade auch erst in einem Alter, in dem sie lernt eigene und fremde Grenzen zu erkennen und zu respektieren.
Was bleibt, ist die Erkenntnisse, dass es um so wichtiger ist, ihr das richtige Verhalten vorzuleben und mein Ärgernis darüber, dass dieser Mann es nicht für nötig hielt, sich meinem Kind gegenüber respektvoll zu verhalten.
Herzlichst
Deine JennyPenny
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