Heute gibt es den Scheißjob der Woche mal aus der Sicht der Granate. Natürlich hat es viele tolle Seiten eine große Schwester zu sein. Um ehrlich zu sein, kann es manchmal aber auch ganz schön nerven…

New Kid in da House

Also ehrlich, da kann man fast zwei Jahre lang die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Eltern genießen und dann bringen die einfach ein Baby mit nach Hause – ohne mich wirklich zu fragen. Zumindest haben sie von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Da war mir das Ausmaß der Verwüstung aber noch nicht so bewusst. Was einem nämlich keiner so richtig sagt: so ein kleines krähendes und kackendes Baby braucht unglaublich viel Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die mir dann fehlt. Zumindest von Mama.

Klar war der Krümel am Anfang total süß, aber eben auch total unbegabt. Der konnte nämlich gar nix und hat den ganzen Tag auf Mama rumgehangen. Ok, wenn ich sage, er konnte gar nichts, stimmt das nicht so richtig. Denn Brüllen konnte er meisterlich. Da hat er mir fast noch Konkurrenz mit gemacht. Am Anfang hab ich das noch versucht zu ignorieren, aber nach ein paar Monaten ging mir das wirklich ziemlich auf die Nerven.

So richtig kapieren tun die ja auch lange Zeit nix. Da macht man sich zum Affen und erst nach sechs Monaten oder so schnallt er es endlich und lacht auch mal mit. Ok, das war dann aber tatsächlich ziemlich süß, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Auch wenn Mama und Papa immer gesagt haben, dass ich nicht sofort mit ihm spielen kann, hätte ich einfach nicht gedacht, dass es so lange dauern wird, bis man was mit dem anfangen kann. Mal ehrlich, wer denkt sich sowas aus? Und auch als der Krümel dann endlich mal ein bisschen mobiler wurde, dauerte er es noch eine Ewigkeit, bis er Sachen so richtig in die Hand nehmen konnte. Bis er kapierte, was ich mit ihm spielen will, dauerte es noch viel länger. Als große Schwester braucht man echt eine Menge Geduld.

Endlich gehts mal vorwärts

Irgendwann konnte er dann endlich krabbeln, dann laufen und so langsam kapierte er immer besser, was ich eigentlich von ihm will. Das ergab zwar viel mehr Möglichkeiten mit dem Kampfzwerg zu spielen, aber weniger anstrengend wurde es dadurch auch nicht. Der wurde nämlich nicht nur mobiler, sondern entwickelte tatsächlich auch noch einen eigenen Willen. Dass er nicht immer das Spielen möchte, was ich gerade vorschlage ist ja eine Sache. Dass er aber ganz oft die Frechheit besitzt die Sachen zu nehmen, die ich gerade haben möchte, ist überhaupt nicht witzig. Vollkommen inakzeptabel ist es aber, wenn er dann noch anfängt, die Sachen mit denen ich gerade spiele, wegzunehmen. Da ist dann echt Schluss mit Geschwisterplüsch. Was der kann, kann ich schon längst. Wollen wir doch mal sehen, wer am lautesten Brüllen kann.

Mama findet das natürlich überhaupt nicht toll. Weder, dass er mir was wegnimmt, noch, dass ich dann anfange zu bölken. Der Kampfzwerg hat ja immer die tolle Ausrede, dass er noch klein ist und nicht so viel versteht. Klar, kriegt der dann auch Ärger und muss mir mein Spielzeug zurückgeben, aber nicht bölken zu dürfen nervt trotzdem. Ich soll nämlich ruhig bleiben, dem Kapfzwerg das sagen, dass ich das doof finde und das Spielzeug wiederhaben möchte. Das ist so anstrengend.

Nachtwanderungen

Nichtmal nachts hat man Ruhe vor dem Bruder. Der will nämlich nachts tatsächlich immer noch ein Fläschchen haben oder durch die Gegend getragen werden oder beides. Dass ich nachts auch noch was von meiner Mama haben will, interessiert den natürlich nicht. Ich will wenigstens nur in Mamas und Papas Bett getragen werden und dann in Ruhe mit Mama kuscheln. Geht natürlich nicht, wenn die beim Kampfzwerg ist. Die zwei bleiben dann nämlich im Wohnzimmer und machen ihre private Schlummerparty und ich muss im großen Bett mit Papa alleine bleiben. Papa ist zwar super, aber mich nachts zu beruhigen ist halt einfach Mamas Job.

Ist ja auch nicht alles schlecht

Ok, ich geb es ja zu: große Scchwester zu sein hat auch nicht nur Nachteile. Ich hab immer einen zum Spielen oder Lachen oder Quatsch machen. Es ist total toll, wie sehr er sich immer freut mich zu sehen, wenn wir morgens aufstehen oder mich vom Kindergarten abholt. Wenn wir Mama zu irgendwas überreden wollen, haben wir zu zweit natürlich viel bessere Chancen als alleine. Und es ist total cool ihm Sachen zu zeigen, die er noch nicht kennt, ihn zum Lachen zu bringen oder vielleicht sogar neue Sachen und Wörter beizubringen. Auch wenn er manchmal echt nerven kann, ist er ein echt süßer Fratz, den ich total lieb habe. Immerhin ist er mein kleiner Bruder und auch wenn mich keiner gefragt hat, möchte ich ihn nicht mehr missen.

So ist das halt, alles hat zwei Seiten und so lange die positiven Aspekte überwiegen, darf man auch mal meckern.

Herzlichst

Deine JennyPenny