Es fällt mir nicht so leicht diesen Beitrag zu schreiben, weil es um eine Zeit ging, die eigentlich die schönste Zeit im Leben einer jungen Mutter sein sollte, in der ich zugleich gefühlsmäßig durch die Hölle ging. Alles war vorhanden: unbändige, bedingungslose Liebe zu beiden Chaoskindern, Sorge, Widerwille, das schlechte Gewissen, Trauer, Angst, Glücksgefühle, Stolz für die kleine große Schwester. Und auch wenn viele positive Gefühle dabei waren, fühlte ich mich immer wie unter einer Haube, sah alles durch einen Schleier aus Traurigkeit.

Der Start in mein Leben als Zweifachmutter erfolgte sozusagen unter erschwerten Bedingungen. Zum einen war da die Tatsache, dass die Schwangerschaft nicht geplant war. Wir wollten zwar unbedingt ein zweites Kind, aber definitiv nicht so früh, die Granate war zum Zeitpunkt als der Krümel geboren wurde ja noch nichtmal zwei Jahre alt. Bekannte mit Kindern, die auch sehr nah beieinander lagen, prophezeiten uns, dass das erste Jahr die Hölle werden würde. So schlimm wollte ich das nicht sehen, wollte erstmal vom Positiven ausgehen, auch wenn uns wohl bewusst war, dass das erste Jahr furchtbar anstrengend werden würde. Trotzdem tat ich mich schwer damit, so bald schon für einen weiteren kleinen Wurm sorgen zu müssen und hatte noch im Krankenhaus nach der Entbindung regelrecht Angst zu Hause alleine klarkommen zu müssen, sobald mein Mann wieder zur Arbeit musste.
Zum anderen war da ja noch die Sache mit der Verdachtsdiagnose Franceschetti-Syndrom, über die ich auch schon ein paar Beiträge geschrieben habe. Die Sorge um unseren kleinen Krümel betrübten mich zusätzlich und ständig kreisten meine Gedanken um dieses Thema.

Ich hatte eigentlich ständig ein schlechtes Gewissen, immer einem der Beiden nicht gerecht werden zu können, denn irgendwie war immer einer am Brüllen oder beide oder wir alle drei. Der Krümel war kein einfaches Baby, schlafen klappte meist nur auf mir, schon der normale Tagesablauf mit der aktiven großen Schwester überforderte den Kleinen oft, was Schreianfälle am Abend zur Folge hatte. Zeit für mich nahm ich mir quasi gar nicht. Mit zwei Jahre besuchte die Granate zwar eine Spielgruppe, was ihr unglaublich gut gefiel und mir an zumindest drei Tagen in der Woche die Luft gab, mich wenigstens nur um ein Kind zu kümmern. Trotzdem fehlte mir die Auszeit für mich.
Eigentlich dürfte ich mich vermutlich nicht einmal beschweren, da ich – im Gegensatz zu manch anderer Zwei- und Mehrfachmutter – Unterstützung aus der Familie hatte und habe. Trotzdem war ich einfach komplett überfordert mit den Ansprüchen, die die Kinder, nicht zuletzt aber ich selbst an mich als Mutter hatte. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem es mir immer schwerer fiel zu geben und ich die Art und Weise wie ich zu den Kindern war, immer unerträglicher fand. Ich war ständig gereizt, reagierte bei den kleinsten Kleinigkeiten über, schrie und knallte Türen. Dafür schäme ich mich immer noch furchtbar und frage mich, was ich den kleinen Seelen damit vielleicht angetan habe. Zu diesem Zeitpunkt entschied ich mich, dass ich damit alleine nicht mehr zurecht kommen würde und nahm die Hilfe meiner alten Psychotherapeutin an. Ich steuerte auf eine Depression zu und wollte unbedingt verhindern, den Kindern gegenüber noch mehr zu entgleisen.

Die Situation besserte sich, als mein Mann in Elternzeit gehen konnte und kurz darauf auch noch die Sommerferien anstanden. Trotzdem fiel ich immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück und immer wenn ich dachte, es ginge bergauf, kam eine erneute Talfahrt. Auch wenn sich die gesamte Situation verbessert hat, weil der Krümel mittlerweile mobil ist und die beiden Chaoskinder immer besser miteinander spielen können, gibt es sie auch immer noch, diese Talfahrten, denn ich nehme mir immer noch nicht genug Zeit für mich.
Das Bloggen ist eine Sache, die ich für mich mache, das meine Me-Time ist, meine Auszeit vom Alltag, auch wenn es dabei viel um die Kinder geht. Eine Zeit lang dachte ich, es würde reichen das Bloggen nebenher zu machen, wenn die Große im Kiga ist und der Kleine schläft, wenn beide mal für eine halbe Stunde bei der Oma sind oder wenn die Kinder schlafen. Es reicht aber nicht, denn ich komme nicht raus aus meinem Alltag, habe immer im Hinterkopf, wann wohl eines der Kinder nach mir verlangen wird.

Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr so viel über mich erfahren, wie in den letzten nun fast 1,5 Jahren seit der Krümel unsere Familie erweitert hat. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich so überfordert sein könnte, dass Mutter sein mich so an meine Grenzen und darüber hinaus bringen würde. Zeitgleich haben mich die Kinder unglaublich stark und selbstbewusst werden lassen. Es ist einfach paradox und vielleicht für Außenstehende auch nicht unbedingt verständlich, aber es gibt eben nicht nur schwarz oder weiß und so hat meine Mutterschaft ganz viele Grau- und Buntschattierungen. Ich glaube, man ist nie damit durch an sich zu arbeiten, weil einen jede neue Erfahrung verändert und so werde auch ich weiter an mir arbeiten um eine ausgeglichenere Mutter zu werden, die sich nicht mehr (so oft) überfordert fühlt.

Herzlichst
Deine JennyPenny