Letztens habe ich ja davon berichtet, dass die Granate nun endlich ein Kiga-Kind wird und ich der Eingewöhnung mit gemischten Gefühlen entgegen blicke. Nach fast zwei Wochen hatten sich meine Befürchtungen allerdings in gewisser Weise bestätigt.
Eigentlich waren wir auf einem guten Weg, sie ließ mich gehen und blieb dann sogar bis zum Mittagessen. Doch dann kam das Wochenende bei ihrem Cousin. Eigentlich sollte sie da mit dem Papa alleine hinfahren, während der Kampfzwerg bei meinen Schwiegereltern einquartiert wurde und ich endlich mal ein Wochenende wieder nur für mich haben sollte. Das hatte ich zu Gunsten der Eingewöhnung dann aber schon gecancelt und trotzdem war danach nur noch Katastrophe im Kiga.
Montags bin ich davon ausgegangen, dass es so weitergeht wie die Woche davor. Also hab ich den Kampfzwerg bei der Oma gelassen. Die hatte zwar einen Termin, aber ich ging davon aus, dass ich bis dahin längst wieder zu Hause sei. Falsch gedacht. Meine große machte von Anfang an Theater, ich sollte immer noch ein bißchen länger bleiben und als sie mich nach 45 Minuten noch nicht gehen lassen wollte, hatte ich die Nase voll, ich musste ja wieder nach Hause. Also hab ich sie wieder mitgenommen, mit dem Ratschlag von der Erzieherun, dass ich es am nächsten Tag am besten kurz und schmerzlos gestalte. Der nächste Tag kam und die Granate wollte mich wieder nicht gehen lassen. Es war kurz, aber für uns beide nicht schmerzlos. Als ihr nämlich bewusst wurde, dass ich gehen würde, klammerte sie sich wie eine Ertrinkende an mir fest, weinte, schrie und rief ständig „Mami“. Unnötig zu erwähnen, dass ich mit ziemlichen Bauchschmerzen nach Hause fuhr. Ich hatte alles andere als ein gutes Gefühl dabei, aber man hat das ja schon oft gehört, dass das nur kurzer Protest ist und sobald die Mutter draußen ist, alles wieder gut ist. So schien es auch bei ihr zu sein. Also gleiches Prozedere für den nächsten Tag. Bereits vor dem Kiga merkte ich aber, dass irgendwas nicht stimmt. Die Granate ist nämlich auch eine kleine Katze und kuschelt sonst selten mit uns. An diesem Morgen setzte sie sich allerdings auf meinen Sch0ß, legte ihre Arme um meinen Hals und hielt mich ganz fest. Und auch sonst, war sie irgendwie ruhiger, trauriger und beim Aussteigen aus dem Auto sagte sie, sie wolle im Auto frühstücken. Ähnlich schmerzlich erfolgte die Trennung also wieder unter Weinerei ihrerseits und Bauchschmerzen meinerseits. Beim Abholen wurde mir allerdings gesagt, sie hätte kürzer geweint, es würde also besser werden.
Ich redete mir ein, dass meine Bedenken umsonst sein und es anscheinend ja doch auf diesem Weg klappt. Am nächsten Morgen kam dann jedoch die Klatsche und die Bestätigung meiner Befürchtungen: die Granate weigerte sich schon beim Anziehen, weil sie nicht in den Kiga wollte und kam irgendwann aus dem Weinen gar nicht mehr raus. Auch nicht mit dem Versprechen, dass ich dieses Mal etwas bleiben würde. Ich zwang sie natürlich nicht zum Hingehen, sondern rief im Kiga an. Da wir die Woche darauf eh noch einmal Urlaub mit Oma und Patentante machen wollten, sprachen wir ab, dass die Granate bis nach dem Urlaub Kiga-Pause hat und wir dann wieder neu starten. Komplett von vorne quasi.
Irgendwie war mir gleich klar, dass es so unter Zwang nicht klappen würde, aber man denkt ja, dass man sich vielleicht doch irrt, die Erzieherin haben ja schon unzählige Kinder in den Kiga eingewöhnt. Versteht mich nicht falsch, ich gebe nicht den Erzieherinnen die Schuld. Die kennen mein Kind ja nicht und bei vielen (den meisten?) Kindern klappt diese Methode vermutlich. Vielmehr gebe ich mir die Schuld, dass ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe, dass ich mich vielleicht auch unterbewusst von den Erzieherinnen gedrängt gefühlt habe morgens nicht länger dazubleiben. Ich glaube nämlich, wenn sie für den Vormittag erstmal losgelassen hat, ist es ihr relativ egal ob ich sie nach zwei oder drei Stunden wieder abhole, Hauptsache sie kann entscheiden, wann sie bereit ist mich loszulassen. Die Granate lässt sich aber zu nichts zwingen und wenn man es versucht, macht sie komplett zu und man kommt keinen Zentimeter mehr voran. Das hat sie uns jetzt wieder wirkungsvoll vorgeführt. Ich höre sie schon wieder, die Rufe nach dem verwöhntem Kind und, dass man Kindern ja nicht alles durchgehen lassen dürfe, aber sollen sie reden und denken, was sie wollen. Ich werde mein Kind nicht in den Kiga zwingen. Die Kindergartenzeit soll etwas schönes für sie sein, der Kiga ein Ort, an dem sie sich gerne aufhält um mit Kindern zu spielen und wo sie sich ohne die beobachtenden Blicke von Mama ausprobieren darf. Das alles zerstöre ich aber, wenn ich sie dazu zwinge sich von mir zu lösen, wenn sie noch nicht dazu bereit ist. Wir wissen jetzt schon, dass die Granate ein spätes Schulkind sein wird, also wird sie noch lange genug im Kiga verbringen und das soll sie mit Freude machen und sich von mir lösen dürfen, wenn sie dazu bereit ist.
Ist das anstrengend für mich? Na klar. Wirft das meine Planung durcheinander, kann ich schlechter Termine machen und muss deswegen meinen Start der Krabbelgruppen verschieben? Auf jeden Fall. Ich kann aber von Glück reden, dass keine allzu wichtigen Termine anstehen und ich etwas flexibler bin, was den Start der Krabbelgruppen angeht, sofern ich das alles rechtzeitig abspreche.
Vielleicht war ich am Anfang auch zu ungeduldig, zu sehr darauf bedacht, endlich wieder ein bißchen weniger fremdbestimmt zu sein. Nun ist es wie es ist. Ich werde mich in Geduld üben und ihr die Zeit geben, die sie braucht um im Kiga anzukommen und sich wohl zu fühlen. Denn so wie ich meine Große aus der Spielgruppe kenne, wird sie bald ganz wild auf den Kiga sein und eins von den Kindern sein, dass eher traurig ist, wenn sie abgeholt wird. Sie braucht halt einfach etwas Zeit und das Wissen, dass sie nicht gezwungen wird und ich mich ganz nach ihr richte. Das bin ich ihr schuldig, wenn ich schon darauf bestehe, dass sie in den Kiga geht, damit ich mehr Zeit für mich habe.
Herzlichst
Deine JennyPenny
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