Wie auch schon bei der Granate, gestaltet sich das Stillen bei ihrem kleinen Brüderchen eher schwierig. Das Problem ist nicht, dass der Krümel die Brust verweigert oder nicht ordentlich saugt oder ich nicht genug Milch hätte. Das Problem ist, dass wir eigentlich nicht wissen, was das Problem ist.
In den ersten Tagen im Krankenhaus drehte sich mir der Magen beim Stillen um, solche Schmerzen bereitete mir das Saugen des Krümels. Die Krankenschwestern meinten nur, das sei ein gutes Zeichen. Wenn ich jetzt davon lese, dass der Beginn des Stillens nicht zwangsläufig schmerzhaft sein muss, bin ich mir da nicht mehr so ganz sicher. Jedenfalls ging es da schon los mit dem Zufüttern und da er beinahe nach jeder Stillmahlzeit nochmal die gleiche Menge, die er aus der Brust hätte trinken sollen, per Flasche zu sich nahm, machten wir eine Stillprobe. Ernüchterndes Ergebnis: nach 45 Minuten an der Brust, hatte er gerademal 5g zu sich genommen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, es läge daran, dass er sehr müde war und deswegen nicht vernünftig getrunken hatte. Leider setzte sich dieses Prozedere – ewig lange Stillmahlzeiten bis zu 90 Minuten mit anschließendem Zufüttern der gesamten Menge einer Mahlzeit per Flasche – zu Hause fort. Meine Hebamme wusste auch keinen Rat. Hatte sie doch schon bei der Granate gesagt, dass sie selten einen so schwierigen Stillfall erlebt hatte und sich dieses nun bei Kind Nr. 2 fortzusetzen schien.
Was also tun?
Ihr glaubt nicht, wie unglaublich frustrierend diese Situation ist. Da sitzt man da, stillt 90 Minuten, nur um am Ende nochmal 30 Minuten mindestens draufzulegen um das Kind per Flasche sattzukriegen. Gut, der Krümel ist halt von der gemütlichen Sorte, nichts von wegen Druckbetankung und Ruhe ist. Ich hätte ja auch kein Problem damit etwas länger zu stillen, wenn er denn dann auch satt wäre.
Noch frustrierender ist, nicht zu wissen, worin das eigentliche Problem besteht. Milch bekommt er raus, dass sehe ich an den Stillhütchen und meist läuft auch was nebenher. Teilweise muss er sich nicht mal richtig anstrengen, weil die Milch von alleine fließt. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass er zu gemütlich ist und an der Milchbar immer wieder wegnickt oder sogar komplett einpennt.
Ok wäre ja auch, wenn ich dann einfach öfters die Seite wechseln könnte, um ihn wieder wachzurütteln. Wenn da nicht auch noch das Problem mit dem extrem schwierigen Anlegen an sich wäre. So akzeptiert der Krümel nur eine Stillposition. Eine. Und wehe Mutti sitzt ein wenig zu weit nach hinten oder vorne gelehnt, dann kann die Olle das sowieso schonmal komplett vergessen. Und weil es so schön ist, reißen wir das Stillhütchen dabei auch gleich noch runter, da regt sich die Mutti immer so schön auf. Ja, ich weiß ja, dass er das nicht mit Absicht macht, die Dinger können einen aber auch in den Wahnsinn treiben.
Zum Glück bin ich mit dem Problem nicht vollkommen alleine. Eine Stillberaterin konnte mir jetzt ein paar gute Tipps geben, wie man den Krümel wach und bei Laune hält. Die werden jetzt erstmal durchprobiert. Auch die Osteopathin hat schon nach ihm geschaut und ein paar Verspannungen in Hals-, Zungenbein- und Kiefermuskulatur gelöst.
Aufgeben ist keine Option… Noch nicht.
Einer der Tipps meiner Stillberaterin war es, ein komplettes Wochenende nach Bedarf zu stillen. Soll heißen: jedes Mal, wenn der Krümel die Brust verlangt, wird er angelegt und zwar so lange er will. Das so etwas mit einer nicht mal zwei Jährigen schlecht möglich ist, passte es ganz gut, dass mein Mann in den Ferien eh ein Jagdwochenende geplant hatte. Dahin konnte er zwar unseren Hund, aber nicht die Granate mitnehmen, weswegen die so lange bei ihrem heißgeliebten Opa einquartiert wurde. Also hatte Mutti tatsächlich die Gelegenheit sich ein ganzes Wochenende nur dem Stillen des Krümels zu widmen. Wie meine Erfahrungen mit diesem Stillwochenende waren, könnt ihr in einem anderen Beitrag lesen.
Jetzt, mit ein paar Monaten Abstand, kann ich sagen, dass ich mir den ganzen Stress vielleicht gar nicht erst hätte machen sollen. Denn auch das Stillwochenende brachte nicht den gewünschten Erfolg und wie sich noch ein wenig später herausstellen sollte, lag es wohl an seinem Unterkiefer, dass das Stillen nicht erfolgreich klappte. Oder aber, es lag an mir, denn bei der Granate hatte das Stillen ja auch mal so gar nicht geklappt.
Ich habe also nach dem Stillwochenende aufgehört es erzwingen zu wollen und habe stattdessen noch eine Weile abgepumpt. Das kannte ich ja bereits von meiner Granate und doch war es ganz anders. Da man mit einem doch recht anspruchsvollem Krümel und einer Granate nur leider nicht so viel Ruhe wie erwünscht hat, hielt ich insgesamt nur/ganze sechs Wochen durch. Da aber auch das mit einem unglaublichen Mehrwaufwand verbunden war und mein Mann mir immer wieder versicherte, dass ich mir den Stress doch nicht machen sollte und er hinter jeder meiner Entscheidungen steht, habe ich auch das irgendwann drangegeben und nur noch Fertigmilch benutzt.
Mein zweiter Stillversuch endete also nach drei unglaublich aufreibenden, tränenreichen und belastenden Wochen. Manche von euch, die ähnliches erlebt haben, wissen wie frustrierend es ist, das Kind stundenlang an der Brust zu haben und/oder beinahe unerträglichen Schmerzen dabei ausgesetzt zu sein und das alles für… nichts. Da brauch mir dann auch keine Hebamme oder Stillberaterin der Welt mehr erzählen, dass Stillen das Schönste und Beste ist, was man seinem Baby geben kann und es so gut für die Bindung ist. sicherlich mag das bei einer guten Stillbeziehung funktionieren, nur eben leider nicht immer, nicht bei allen Frauen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich weinend auf dem Sofa gesessen habe, den Krümel angedockt an der Milchbar und geweint habe wie ein Schloßhund vor lauter Verzweiflung und Frustration und Versagensgefühlen. Denn neben dem unglaublichen Zeitaufwand von ewig Stillen und dann doch alles zufüttern, ist da ja auch immer diese Stimme im Kopf, die einem Zuflüstert, dass man doch als Mutter versagt, wenn man sein Kind nicht mal selbst satt bekommt. Und dann noch die ständige Verunsicherung, ob der Krümel überhaupt richtig angelegt ist und es vielleicht deswegen einfach nicht klappt. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich oftmals alles andere als entspannt war, ständig überlegte, ob ich richtig saß, er richtig lag und immer wieder das Stillkissen oder mich oder ihn zurechtrückte. Entspannung geht anders… Dass er nicht richtig an der Milchbar trank, hatte natürlich auch zur Folge, dass die Milchmenge sich nicht steigerte. Mal abgesehen davon, dass der Stress, den ich mir machte, natürlich auch nicht gerade milchsteigernde Wirkung hatte.
Die Entscheidung für die Flasche und gegen die Brust rief also ein Gefühl zwischen „Na gut, dann eben wieder so. War ja klar…“ und „Oh mein Gott, bin ich erleichtert!“ hervor. Und tatsächlich, als ich dann akzeptiert hatte, dass es eben nun einmal so war, fand ich es einfach nur noch saugemütlich mich mit dem Krümel aufs Sofa zu kuscheln und ihn beim Trinken zu beobachten während sich seine kleinen Fingerchen nur allzuoft an meinen Zeigefinger oder Daumen klammerten. Von der Zeitersparnis ganz zu schweigen. Wobei sich auch das Ding mit dem Fläschchen als nicht so einfach erwies, denn eine Mahlzeit dauerte gut und gerne mal 1 1/2 Stunden und meistens hatte ich das Gefühl, dass die Hälfte nebenher lief. Diese Trinkprobleme führten uns dann schließlich auch zu der wundervollen Logopädin Stephanie Schaar, die so toll mit dem kleinen Krümel arbeitet und ihm und mir durch diese schwierige Anfangszeit half. Irgendwann dauerte es zwar immer noch unglaublich lange ihm das Fläschchen zu geben, aber wenigstens blieb das meiste dann auch im Kind drin.
Einfach wurde das Füttern des Krümels nie und so manches Mal habe ich vor mich hin geschimpft, wenn es wieder mal eine Ewigkeit dauerte, aber irgendwann nimmt man die Situation eben an, so wie sie ist, stellt fest, dass es langsam besser wird und man kann das nächste Problem angehen.
Herzlichst
Deine JennyPenny
Schreibe einen Kommentar