Nach der Geburt des Krümels herrschte ein unglaubliches Gefühlschaos in meinem Herzen. Da war die Liebe zu diesem neuen kleinen Menschlein, aber auch die Sorge um selbiges. Ich machte mir Gedanken, wie die Granate mit der Enttrohnung umgehen würde und als ich ein paar Tage zu Hause war, stellte sich auch das schlechte Gewissen ein.
Ich hatte ein glaublich schlechtes Gewissen der Granate gegenüber, weil ich jetzt so viel Zeit mit ihrem kleinen Babybruder verbrachte. Denn obwohl sie in den ersten zwei Lebenswochen des Krümels viele Abenteuertage mit ihrem Papa verbrachte, musste sie mich doch vermissen. Ich zumindest vermisste sie, obwohl sie ja noch genauso da war, wie vorher auch. Ausflüge mit dem Papa hatte sie ja schon immer gemacht. Aus einem unerfindlichen Grund fühlte ich mich weit von ihr entfernt, als wenn unsere Verbindung im Nebel der neuen Muttergefühle ein bisschen verloren gehen würde. Das alles war aber auch eher ein unbestimmtes Gefühl, das mich dennoch sehr beschäftigte. Wie konnte ich einem Kind gegenüber so überquellen vor Liebe und mich dem anderen gleichzeitig so entfernt fühlen obwohl ich sie doch eigentlich nicht weniger liebte?

Klar, jeder hat es schonmal gehört oder gelesen: Liebe muss nicht geteilt werden, weil genug davon vorhanden ist. Das musste aber nicht nur meine Große lernen, sondern ich auch erst. Gerade der Umgang meiner Maus mit ihrem kleinen Brüderchen ließ mein Herz überquellen vor lauter Liebe. Sie war so liebevoll zu ihm und freute sich so darüber, dass er endlich da war. Und da ging es mir auf: ich liebte sie nicht weniger, weil ihr Brüderchen jetzt da war, ich musste keine Liebe teilen. Vielmehr war es so, dass meine Liebe zu ihr noch gewachsen war und mein Herz platzte fast vor Zuneigung zu meinen beiden Chaoskindern. In mir gab es unendlich viel Liebe – und die reichte locker für beide. Und für den Papa bleibt dabei sogar auch noch was übrig.

Ich weiß, das klingt unglaublich kitschig. Diejenigen, die das selber schon erlebt haben, werden mich vielleicht verstehen können. Diejenigen, die diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, bitte ich einfach um Nachsicht diesem Kitsch gegenüber. Denn manchmal muss es einfach ausgesprochen werden, wie sehr man seine Kinder liebt, wie sie einen nicht immer nur fordern, anstrengen und manchmal auch ärgern, sondern wie sie einen immer wieder auch begeistern, verzaubern und einem das Herz mit Liebe randvoll füllen.

Herzlichst
Deine JennyPenny